Flashback 1991: Dragon’s Lair – Laserdisc-Games auf dem Amiga.
Laserdisc – ein mittlerweile vergessenes Medium, das noch vor der CD seit Anfang der 1980er Jahre unglaubliche Maßstäbe in Sachen Grafik und Sound setzte. Erst die DVD konnte sie Ende der 1990er Jahre ablösen. Und: Es gab „interaktive Filme“, die als Spiele vermarktet wurden.
Erste Erfahrungen mit diesem Medium: In der Spielhalle!
Mit 14 war ich mit dem Tennisclub im Sommercamp in Spanien. In der dortigen Spielhalle faszinierte mich ein Spiel ganz besonders: Dragon’s Lair! Ein Zeichentrickfilm, den man selbst steuern konnte! Jedenfalls sah es so aus. Ritter Dirk, der die liebliche Prinzessin Daphne vor dem bösen Drachen retten musste. Um zu ihr zu gelangen, musste er sich ungefähr eine halbe Stunde quer durch üble Fallen eines verfluchten und mit bösen Feinden durchsetzen Schlosses hindurchkämpfen.
Zurück in Deutschland, ging mir dieses Spiel nicht mehr aus dem Kopf. Damit mir meine anderen Freunde auch glaubten, hatte ich sogar Fotos von Dragon’s Lair und anderen, ähnlich tollen Automaten gemacht. Ob es bei uns auch so außergewöhnliche Automaten geben würde, konnte ich nicht prüfen – in Deutschland waren Spielhallen schon damals erst ab 18 Jahren gewesen. Leider bekamen die Spielhallen bei uns dadurch immer gleich ein etwas „schmuddeliges“ Image, das sie in anderen Ländern nicht hatten. In England, Spanien oder auch in Japan, wie ich später erleben sollte, war es ganz anders.
Dragon’s Lair zu Hause spielen?
Aber das Spiel hat mich nicht mehr losgelassen. Und auf einer der Amiga-Messen in Köln, ich glaube im Herbst/Winter 1991, da stolperte ich über einen Stand einer Firma, die versprach Wunder! Mit Hilfe ihrer Software, eines Kabels und eines Laserdisc-Players sollte ich in der Lage sein, Dragon’s Lair in Original Spielhallenqualität zu Hause spielen zu können. Wow! Und auch noch zig andere Spiele waren angekündigt. Die Firma „LDG Software Corner“ aus Mannheim schien das Unmögliche möglich gemacht zu haben, denn neben dem Amiga boten sie ihre Spiele auch für Atari ST, C64 und andere Systeme an.
OK, nach etwas Nachdenken war die Sache klar: Das eigentliche Spiel ist komplett als „Film“ auf der Laserdisc gespeichert. Über die Steuersoftware von LDG wurde nur abgefragt, an welcher Position sich gerade der Film befindet. Je nach Position wurde vom Spieler eine ganz simple Aktion erwartet (Joystick nach links/ rechts/ hoch/ runter oder Feuerknopf drücken) und je nachdem ob diese richtig oder falsch war (oder zu früh/ zu spät), wurde der Laserdisc-Spieler angewiesen, an eine bestimmte Stelle zu springen, nämlich entweder zur nächsten Szene oder zu einer „Du bist tot!“-Sequenz. Mit heutigen Mitteln wäre das in wenigen Stunden gemacht, damals war es etwas völlig Überraschendes.
Die erste Disc kommt: Unbrauchbar!
Billig war der Spaß allerdings nicht… Man benötigte einen bestimmten Laserdisc-Player, und natürlich mindestens ein Spiel samt Steuersoftware. Der Laserdisc-Player von Pioneer kostete mich ca. 1.500 DM, und die Laserdisc samt Steuersoftware nochmal 200 DM. Verrückt, oder? Und wie groß war die Enttäuschung, als meine Disc ankam: Sie hatte einen Riss! Jetzt muss man bedenken: Eine Laserdisc wiegt ca. 200 Gramm und wird – bei den Laserdisc-Games – mit 1.500 Umdrehungen pro Minute betrieben.
Wenn man davon absieht, dass sie aufgrund des Risses eh nicht gelesen werden konnte – hätte ich sie eingelegt, wäre mir der ganze Player explodiert! Also ab zum Telefon und mit LDG telefoniert. Das Gespräch war eher unerfreulich, sehr pampig („Wir haben sie korrekt versendet, leg sie einfach ein, es passiert schon nix“), aber zum Schluss siegte doch die Vernunft, und ich durfte die defekte Platte einsenden. Als der Ersatz kam, bin ich trotzdem vor Wut fast die Decke hoch, denn aus irgend einem Grund hatte mich LDG auf dem Kieker: Die äußere Verpackung war völlig einwandfrei, und auch die Laserdisc samt Schutzfolie, aber das eigentliche Laserdisc-Cover war völlig zerknüllt und zerknittert – das wurde offensichtlich vor dem Versand noch schön malträtiert, um mir eins auszuwischen. Warum auch immer…
Erfahrungen mit dem Produkt.
Das beiliegende Kabel war ziemlich billig gemacht, und es hat auch prompt die eine oder andere Sicherung geschossen, die ich zum Glück selbst austauschen konnte. Die Steuersoftware war auch auf das Notwendigste beschränkt, aber sie hat funktioniert. Endlich konnte ich Dragon’s Lair spielen! Und natürlich konnte ich mir auch die Laserdisc als normalen Film ansehen.
Begleitet wurde das Merchandising von einem eigentlich sehr gut gemachten Prospekt, das es allerdings mit den Fakten nicht ganz genau nahm (Speicherkapazität? Mein Laserdiscspieler konnte auch – systembedingt! – keine CD-ROMs oder CDTV-Spiele abspielen) und leider auch einige schlimme Rechtschreibfehler hatte.
Langzeitmotivation: Gegen Null.
Ziemlich schnell merkte man dann aber, dass das Spiel an sich total langweilig war. Die Grafik konnte schon nach einer guten halben Stunde Spielzeit nicht mehr überdecken, dass das eigentliche Spiel ausschließlich daraus bestand, hin und wieder mal den Joystick zu bewegen – und zu hoffen, dass man die richtige Bewegung zur richtigen Zeit gemacht hatte… Sprich: Die Motivation, noch ein weiteres Spiel zu kaufen ( ich meine für ca. 150 DM), sank schnell gegen Null.
Das schienen auch alle Anderen so zu sehen, und dazu war der Amiga auch gerade auf dem absteigenden Ast. Die Konsequenz: LDG Software Corner war ziemlich schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. Sein ehemaliger Gründer taucht alle paar Jahre mal wieder auf und versucht, seine alten Lagerbestände loszuwerden, wie man zum Beispiel hier sehen kann. Zwar kenne ich die damaligen Auflagen nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass die im obigen Link angebotene Menge einen signifikanten Teil des Gesamtumfangs darstellt… Würde mich mal interessieren, wie viele Käufer es außer mir noch gab.
Mittlerweile gibt es hervorragende Fanseiten im Internet, zum Beispiel das „Dragon’s Lair Project„, das hervorragende Hintergrundinfos hat – eine echt tolle Seite für Fans!
Dragon’s Lair – Der Laserdisc-Film.
Hier ist der komplette „Film“ – Dragon’s Lair Walkthrough (Quelle: YouTube):
Der Laserdisc-Spieler hat bei mir dann noch für über 10 Jahre eine gute Heimat gefunden, denn ich als leidenschaftlicher Kinogänger freute mich darüber, dass die Laserdiscs (damals) unübertroffene Bild- und Tonqualität boten (THX-Sound!!!). Und außerdem waren damals die Kinostarts weltweit noch nicht synchronisiert – bedenkt, dass das in den 90ern war: Raubkopien, Internet, Tauschbörsen, … das war alles noch gute 10 Jahre entfernt. Das bedeutete, dass ich einige Laserdiscs schon in den Händen hatte, als sie in Deutschland gerade noch in den Kinos liefen.
2 Antworten
[…] Und das wäre schade. Laserdiscs sind in dem Bezug besser dokumentiert, schon alleine aufgrund der Verwendung in Videospielautomaten. Ich gehe mal davon aus, dass solche Steuerungen, ähnlich wie bei den Laserdiscs, über die […]
[…] 1993 waren: Oben sieht man meinen Laserdisc-Player, den Pioneer CLD-1750. Warum ich den habe, könnt ihr hier nachlesen (Achtung: Geek & Nerd-Alert!). Neben dem ursprünglichen Grund, Dragon’s Lair im Original […]