Kodak Kodachrome 40 – Die Super 8 Zeiten.
Beim Aufräumen fand ich eine originalverpackte und ungeöffnete Packung eines Kodak Kodachrome 40 Super 8 Filmes – Zeitreise in die 1980er.
Super 8 und Kodak.
Ich habe auf meiner Webseite bereits öfter geschrieben, dass ich in eine Familie geboren wurde, die schon immer viel fotografierte, auf Tonband aufnahm und filmte. Früher hieß das: Super 8. Ein Super 8 Abend (es musste ja dunkel sein für die Projektion) war ein Ritual, das mittlerweile kaum noch jemand kennt, und oft wurde man tatsächlich zum Anlass einer Filmvorführung eingeladen.
Mir liegen selbst gedrehte Filme vor, die aus dem Jahr 1968 stammen – und Aufnahmen aus dem Jahr 1970 hatten zum ersten Mal eine Tonspur. Alle diese Filme wurden übrigens von Anfang an in Farbe gedreht. Nicht schlecht für eine Zeit, in der es nur wenige Hunderttausend Farbfernseher in Deutschland gab: Erst im August 1967 wurde in (West-)Deutschland das Farbfernsehen gestartet. Und immer dabei war Kodak.
Kodak Kodachrome 40 – Originalverpackt!
Natürlich gab es auch andere Hersteller von Super 8 Filmen, aber bei uns war der Name „Kodak“ ein Gattungsname wie UHU.
Und ihr könnt euch vorstellen wie ich reagiert habe, als ich zufällig in einer Schublade diese kleine Schachtel mit dem charakteristischen satten Gelbton bemerkte. Ich wusste schon was es war, bevor meine Augen den Text erfassen konnten, so sehr hatte mich dieses Produkt damals offensichtlich geprägt. Es war natürlich die Verpackung eines Kodak Kodachrome 40 Films. Wahrscheinlich damals so ziemlich die beste Qualität, die man als Privatmensch kaufen konnte.
Mich würde interessieren, wie viele originalverpackte Filme aus dieser Zeit noch in anderen Schubladen liegen… es hat mich aber überrascht zu sehen, dass Kodak in der Tat noch immer Super 8 Filme für eine kleine Gruppe von Künstlern zum Kauf anbietet.
Ich werde die Schachtel bis auf Weiteres nicht öffnen. Zwar würde ich gerne wissen, was neben dem eigentlichen Film (in einer eigenen Verpackung) noch enthalten ist, aber ich möchte vorerst diesen Zustand „originalverpackt“ bewahren. Er sollte laut Aufdruck bis Juli 1986 entwickelt worden sein – den Termin habe ich wohl verpasst.
Auf der Wikipedia findet man einige Bilder der inneren Verpackungen, allerdings erstaunlich wenige. Vielleicht reiche ich meine Bilder bei Gelegenheit mal nach.
Entwicklung im Preis enthalten.
Leider habe ich derzeit keine Originalpreise vorliegen, aber ich kann mich an die Daumenregel erinnern, dass eine Minute Film ungefähr 10 DM kostete. Das wären (im Vergleich zu 1975) heute (2025) ungefähr 15 Euro pro Minute.
Ein teurer Spaß! Wie viele Filme habe ich überspielt, die fast 20-30 Minuten Länge hatten. Da war alleine das Material 300-400 Euro wert – wenn man alles verwenden konnte und keinen Verschnitt hatte. Einer der Gründe übrigens, warum man Super 8 Filme auch heute noch mit Genuss ansehen kann, denn man überlegte damals sehr genau, wofür man Bilder „verschwendete“. Einige haben sogar die Bilder mitgezählt, die man in einem 15 Meter Film bereits verbraucht hatte!
Dafür war in diesem Preis aber auch die Entwicklung enthalten. Man schickte den Film an eines der damals zahlreich verfügbaren Kodak Entwicklungslabors und erhielt den entwickelten Film dann zurück…
Unboxing – was ist auf dem Film?
… und zwar in einer Verpackung wie hier zu sehen. Ebenfalls in dem charakteristischen satten Gelb. Anscheinend hatte noch niemand die Verpackung geöffnet. So wie es aussah, war ich die erste Person, die diese Aufgabe übernehmen sollte.
Wie spannend! Was würde ich wohl sehen, wenn ich den Film in die Spulen des Projektors einfädelte? Zuerst sah ich mir das Päckchen von außen an, aber leider war kein Poststempel zu erkennen, anhand dem ich das Datum hätte ablesen können. Der einzige Hinweis war eine fünfstellige Postleitzahl – und die wurde im Juli 1993 eingeführt.
Zu dieser Zeit hatten wir schon längst auf VHS-Filmrekorder umgestellt, und zwar anscheinend ziemlich plötzlich. Der letzte mit Datum versehene Super 8 Film in unserem Archiv ist vom Herbst 1988 – damit hörte die Super 8 Zeit bei uns auf. Seit spätestens 1987 besaßen wir eine VHS Videokamera, und natürlich war es viel bequemer, VHS-Bänder in einen Videorekorder einzulegen und auf dem Fernseher wiederzugeben – auch wenn er kleiner als eine Projektion war – als eine Leinwand aufzubauen, den Super 8 Projektor aufzubauen, Lautsprecher aufzustellen, den Raum zu verdunkeln, Bänder einzufädeln… und dann war immer noch das unvermeidbare Rattern des Projektors zu hören.
Der Kodachrome hielt, was er versprach.
Also wurde der Film frühestens 1993 entwickelt – aber was wurde denn nun gefilmt? Und lieferte mr das Hinweise auf das Jahr? Ein wenig Glück hatte ich, denn es waren Aufnahmen aus dem Garten meiner Großeltern zu sehen, und anhand der Höhen von Hecken und Bäumen und anderen Dingen konnte ich grob schätzen. Ich vermute, dass mein Großvater irgendwann Ende der 1980er Jahre mit den Aufnahmen begonnen hatte, und dann verlor er schnell die Lust an Super 8. Wahrscheinlich war das sein letzter Film (von dem er wusste), und er wollte ihn nicht verschwenden.
Dann aber schien er ihn mindestens 2-3 Jahre in der Kamera vergessen zu haben, denn nach ungefähr 45 Sekunden war die Hecke auf einmal viel höher, und neben dem Gewächshaus war auf einmal ein Anbau zu sehen – was für ein glücklicher Zufall, dass die Aufnahmen immer, wohl ohne dass er sich dessen bewusst war, aus den gleichen Motiven bestanden, nur mit ein paar Jahren Unterschied. Zwischen diesen Aufnahmen ist kurz Weiß zu sehen – dort wurde der Film über die Jahre ungewollt belichtet, aber der Rest sah aus wie neu – der Kodachrome war wirklich sein Geld wert!
Wahrscheinlich war es dann auch tatsächlich im Sommer 1993, um die Einführung der neuen Postleitzahlen, dass er nochmal zur Kamera griff, um seinen letzten Super 8 Film zu vollenden. Nur legte er dann wohl seine Super 8 Ausrüstung endgültig beiseite und verschob das Öffnen seines letzten Filmes auf „später“. Über 30 Jahre „später“ war ich es dann, der diese Aufgabe für ihn übernahm.