Im Jahr 1999 wollte ich unbedingt noch Version 2.x des Kyoshou herausbringen, bevor es nach Japan ging. Was kam neu dazu?
Kyoshou Version 2.00: Anzeige japanischer Schrift.
Rückblick auf das Jahr 1998. In einem knappen halben Jahr schuf ich von Null auf einen kompletten, professionellen Vokabeltrainer für Japanisch. Man konnte eigene Vokabeln anlegen, sich nach sehr flexiblen Regeln Testmengen erschaffen und Karteikarten mit Kanji-Grafiken ausdrucken. Wie genau das geschah, habe ich in einem früheren Beitrag geschrieben. Die Version 1.1 wurde Ende 1998 veröffentlicht, und danach ging ich in die Winterpause.
Im Februar 1999 machte ich weiter. Da der Funktionsumfang seit der Veröffentlichung so stark zugenommen hatte, wollte ich das auch in der Version widerspiegeln, also arbeitete ich mit Version 2.00 weiter.
Mitte März hatte ich geschafft, was ich bis dahin nirgends vorher gesehen hatte: Ich konnte auf einem deutschen Windows-System japanische Schrift anzeigen – ohne dass ein User die Fonts installieren musste. Damit das funktionierte, musste ich auch einen eigenen Parser programmieren, der Romaji in die Silben von Hiragana und Katakana übersetzte.
Und das alles dauerte eine Weile. Aber ich schaffte es, wie man sehen kann. Und ich war stolz.
Letztes Update 1999: Karteikartendruck in Hiragana und Katakana.
Nachdem ich es geschafft hatte, dass ich Hiragana und Katakana auf dem Bildschirm anzeigen konnte war es nur logisch, dass ich danach versuchte, auch den Karteikarten-Ausdruck entsprechend möglich zu machen. Auf der Trainermaske konnte man nach Belieben zwischen Romaji und Hiragana/Katakana umschalten, also bot ich das auch beim Druck der Karteikarten an. Das war nur ein paar Tage später.
Das war allerdings auch das letzte große Update in diesem Jahr. Die letzte Entwicklerversion stammt von einem knappen Monat später, dem 20. April 1999. Optisch hatte sich wenig geändert.
Wenn ich mir das Kyoshou Entwicklerblog von damals anschaue, dann vertrösteten Christian und ich unsere Leser ein paarmal, dass wir „fast“ fertig wären mit der Version 2, aber leider habe ich niemals die Version 2 offiziell veröffentlicht. Schade. Aber dafür gibt es jetzt ja diese Rückschau.
Was bleibt?
Einige Karteikarten-Ausdrucke von damals existieren tatsächlich auch heute noch, weggeheftet in alten Ordnern. Und dank der virtuellen Maschine, die ich mit einigem Aufwand gut konfiguriert habe, kann ich auch im Jahr 2025 noch, wenn ich es möchte, neue Karteikarten ausdrucken. Dann allerdings als PDF.
Es hat auch Spaß gemacht, nochmal ein wenig in ToolBook einzutauchen. Immerhin habe ich knappe 5 Jahre mit diesem Tool gearbeitet und dabei viele Projekte umgesetzt, auf die ich auch heute noch stolz bin. Und ich habe viel gelernt, was Rapid Prototyping und agile Entwicklung anging.
Ach ja: Die letzte Version kommt auf knapp 6.900 Zeilen Code (inkl. Kommentaren). Ich habe den Dump auf Hinweise untersucht, was wohl noch in der Mache war. Anscheinend plante ich, Datenbankfunktionen als separate Apps weiter zu entwickeln und nur bei Bedarf zur Laufzeit einzubinden. So wäre der eigentliche Vokabeltrainer schlank geblieben.
Das alles bleibt. Dank Erinnerungen, Virtuellen Maschinen und Berichten wie diesem.
Wie ging es weiter?
Schon in Japan, nur wenige Wochen später, kritzelte ich auf einem Notizblock Ideen für die erste Online-Version des Trainers. Sie wäre mit Flash 4 umgesetzt worden. Allerdings verfolgte ich bis zu meiner Rückkehr im Sommer 2000 diese Idee nicht weiter.
Aber es ging weiter! Lasst euch überraschen. Nur so viel sei gesagt: Neben mehreren eher halbherzigen Versuchen, meine private Version zu modernisieren, konnte ich meine Routinen tatsächlich für verschiedene kommerzielle Produkte einsetzen. Darüber werde ich in loser Reihenfolge schreiben.
Artikelserie „Mein Vokabeltrainer“.
Geplant war anfangs nur ein nostalgischer Artikel über die Geburt meines Vokabeltrainers 1998. Jedoch stellte sich bald heraus, dass nur ein Artikel nicht ausreichen wird: Bis in die 2010er Jahre hinein wurde er stetig weiterentwickelt und für verschiedenste Zielgruppen auch kommerziell vertrieben. Irgendwann kam sogar ein Modul für „echte“ Klausurfragen hinzu, das unter Zeitvorgabe mit einem Zertifikatsdruck enden konnte. Bei der Aufbereitung war ich selbst überrascht, in wie vielen Varianten er über die Zeit veröffentlicht wurde. Definitiv das wichtigste Produkt, das ich bislang veröffentlicht habe.
Hier ist die Übersicht aller in dieser Serie erschienenen Artikel:

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